Das relativ kleine Samoa, in dem neben der Verwaltung für Savai’i
in Matautu durch Willliams erst 1911 eine eigene Lokalverwaltung mit einem
Bezirksamtmann für Upolu eingerichtet wurde - am 9. Februar 1914 wurde
dann auch noch die Verwaltung Südupolus einem eigenen Stationsleiter
(dem bisherigen Regierungslehrer Osbahr) in Falealili unterstellt - zeitigte
keine großen Infrastrukturmaßnahmen. Immerhin wurden hölzerne
Brücken durch eiserne ersetzt, der Hafen ausgebaut, die Straßen
verbreitert - auf Savai’i wurden die ersten Straßen überhaupt
angelegt - und am 15. Oktober 1903 ein öffentliches Wegerecht geschaffen.
Seit 1906 existierte in Apia eine Feldbahn für den Transport schwerer
Güter, die zunächst durch Menschen, dann durch Pferde gezogen
wurde.
Eine als Schmalspurbahn für den Personenverkehr entlang der Küste
auf der Strecke von Apia nach Mulifanua geplante Eisenbahnverbindung, für
die auf 33 Kilometern sieben Haltestellen vorgesehen waren, sah noch die
ersten Vorarbeiten unter Regierungsbaumeister Maiern, die Ausführung
verhinderte der Krieg. Das gleiche Schicksal ereilte die in Aussicht genommene
Kanalisation und Wasserversorgung für Apia. Über das am 23. Oktober
1906 in Betrieb genommene Ortsfernsprechnetz Apia (seit 1910 bestand eine
öffentliche Fernsprechzelle beim Postamt) unterrichtet wie über
die Funkenstation ein anderer Beitrag dieses Handbuches.
Apia war zwar nur ein kleines Städtchen, weit außerhalb
der Kernzone des Westens, aber auch hier machte der „Fortschritt" nicht
halt. Seit dem Frühjahr 1905 gab es im inneren Stadtgebiet eine von
einem privaten Unternehmer betriebene Müllabfuhr. 1910 fuhr diese
dreimal in der Woche den Müll ab. 1904 wurden die in Apia vorkommenden
Petroleumlaternen versuchsweise durch eine Straßenbeleuchtung mit
Gas ersetzt, die Anlage eines Elektrizitätswerkes zur Versorgung der
ganzen Stadt mit Strom kam wie die Wasserleitung und die Bahnverbindung
nicht mehr über Vorarbeiten hinaus.
Zu Beginn der deutschen Verwaltung gab es in Apia einen beamteten Hafenarzt
(Dr. Bernhard Funk) und im Sanatorium der Mission des American Board einen
amerikanischen Arzt (bis Mitte Mai 1903 Dr. Braucht, ab November 1903 Dr.
Vollmer) und zwei Krankenschwestern. Daneben hielt die DHPG für ihre
Arbeiter und Angestellten einen eigenen Arzt (Dr. Schwesinger), außerdem
übten sowohl der englische Drogist wie der deutsche Bader „ärztliche
Tätigkeiten" aus. Seit Juli 1902 gab es einen amtlichen Regierungsarzt,
der zuerst seine Hauptaufgabe darin sah, die einheimische Bevölkerung
gegen Pocken zu immunisieren. 1902 und 1903 wurden nicht ganz 10.000 Personen
gegen Pocken geimpft. Ein Regierungshospital für Europäer wurde
am 9. Dezember 1903 eröffnet (neben dem Regierungsarzt waren dort
tätig zwei Schwestern des Frauenvereins für Krankenpflege in
den Kolonien und vier Chinesen), ein solches für Samoaner, einschließlich
einer angegliederten Poliklinik, im Januar 1905 in Motootua. Zu dieser
Zeit hatte sich in Apia ein weiterer deutscher Arzt (Dr. Zieschank) und
ein deutscher Apotheker niedergelassen. 1914 gab es in Samoa zwei Regierungsärzte,
wovon einer als Spezialist zur Bekämpfung der typisch samoanischen
Bindehauterkrankung eingesetzt war. Zwei weitere praktische Ärzte
wirkten in Apia. Daneben gab es mehrere niedergelassene Zahnärzte
und Zahntechniker.